Guete Morgä! Knapp zehn Tage war ich in Uruguay, einem Land, an das ich auch im Leben nie gedacht hätte. Was häts do? Dschungel? Irgendwie war mir nur der Fussballer Suarez ein Begriff, der einst einen italienischen Spieler gebissen hatte. Aber als ich sah, wie nah Uruguay zu Buenos Aires liegt, musste ich die Chance einfach packen. Carla ist zum Glück erst grad vom Reisen nach Hause gekommen und schwebt auch noch etwas planlos durch die Gegend, wodurch sie reichlich Zeit und Lust hatte, mich zu empfangen. muchas muchas gracias already. Ich nahm also die Fähre von Buenos nach Colonia und von dort einen Bus nach Montevideo. Vier Stunden später empfängt sie mich am Terminal und zeigt mir in den daraufolgenden 10 Tagen ihre Heimat.
Im ersten Moment muss ich sagen: Uruguay erinnert mich maximal an die Schweiz und noch mehr an Neuseeland. Alles ist grün, weit und überall hats Kühe. Der Baustil, der manchmal etwas heruntergekommen ist und oftmals an die Kolonialzeit erinnert, hat wahnsinnig viele Parallelen mit Taranaki in Neuseeland. Wie in NZ stehen auch an vielen Orten suupeeeralte Autos, komplette Grabstätten urältester, verrosteter Modelle, rum. Definitiv sehenswert für Autofreaks.
In Montevideo planen wir zackig einen Trip in den Osten, nach Rocha und brechen bald auf. Mit dem Bus, einem Zelt und einwenig Gepäck gehts los zum Campen nach Punta Del Diablo und Valizas. Voilà:
Punta del Diablo
Ein Surf- und Hippiedörfli, etwa vier Fahrstunden von Montevideo entfernt. Das Wasser ist eisig, aber die Sonne brennt nur so runter. Gliicht sich us, irgendwie. Punta del Diablo ist definitiv ein Dörfli, das vom Tourismus lebt. Der Strand ist pumpenvoll mit Urlauber aus Uruguay, Brasilien und Argentinien. Günstig ist es nicht wirklich, ein Hostelbett unter 15 Franken findet man kaum. Hoppla! Auch Essen und Trinken kommt nicht grad billig um die Ecke, aber das ist halt so in Rocha, der Region, die an Brasilien grenzt und mit einer WAHN-SIN-NI-GEN Natur überzeugt.
Wahnsinnig gut gefiel mir der ultrachillige Vibe, der Mix aus Familien und jungen Menschen, der Surfvibe und, dass überall meeegaaa coole Livemusik gespielt wurde. Mein Highlight war „No Way José“, eine bombastische Band aus Rosario, Argentinien. Hammer!
Geschlafen haben wir im Zelt (gar nöd gwüsst, dass es pop-up Zält soooo praktisch chan si!), aber leider ohne Matraze, sondern auf dem wunderbaren Grasboden. Nach zwei Nächten fühlten wir uns schon etwas verdrückt, so ein Luftmaträtzli wäre von Vorteil gewesen. Aber es ging eh bald weiter…
Santa Teresa
Ab Punta del Diablo haben wir einen Wandertag nach Santa Teresa eingelegt. Im alten Fortaleza, wo die Kolonialisten einst residiert und die Meeresbucht überwacht haben, kann man sich endlos verweilen. Wunderschöne Gärten, alte Gebäude und endlose grüne Natur wechseln sich ab. Wir sind an diesem Tag sage und schreibe 30km gelaufen bis uns fast die Beine abfielen. Das Ecological Reserve ist wirklich traumhaft schön und grün und überhaupt, wahnsinnig ruhig und entspannend.
Valizas
Nach Punta del Diablo reisten wir mit dem Bus weiter nach Valizas. Valizas ist ein noch kleineres Kaff und noch viel, viel hippie-ger. Keine Ahnung, ob hier mehr Mate oder Gras konsumiert wird. Apropos Gras: Das ist in Uruguay legal und man kann überall alles mögliche und unmögliche mit Weed kaufen. Easy. Wo es in Punta del Diablo eher so surf-hippies hatte, ist hier die ganz hart eingesottene Sorte unterwegs. Die einen schlafen gar mit einem Schlafsack im Park. Scho chli schrägi Vibes. Valizas selbst ist aber trotzdem erstaunlich kostspielig, kein Wunder, bevorzugt man / frau den kostenlosen Park… Wir haben für 12 Dollar gecampt. Muss man sich mal vorstellen. Pro Person! Weil wir aber schon zwei Nächte auf dem baren Boden geschlafen haben und auch unser neuer Stellplatz nicht wirklich komfortabler war, entschieden wir in einer Nacht und Nebel Aktion, spontan die Küssi der Lounge vom Campingplatz zu stibitzen und darauf wie zwei Königinnen zu schlafen. Am anderen Morgen haben wir sie, ebenso nacht und neblig, zurück gelegt. Same Story ide zweite Nacht. Me muen sich halt z helfe wüsse…
Cabo Polonio
Ab Valizas gibt es einen ganz berühmten und äusserst empfehlenswerten „Hike“ nach Cabo Polonio. Über die Sanddünen oder entlang am Strand, egal, es ist beides wunderschön. Wichtig ist eher: Viel Trinken und Sonnencreme, denn Schatten gibts während knapp 3-4 Stunden wirklich keinen. Stattdessen ein Panorama wie im Bilderbuch. Und unglaublich viele Seelöwen / Seehunde. Leider davon auch unzählige tot. Genau, tot. Die Natur ist die Natur und es hatte leider mindestens 25 tote Seehundbabies an den Strand geschwemmt. In diversen Abständen. Wenn man aber sieht, wie unzählig viele in dieser ganzen Region leben, ist das Verhältnis schon irgendwie nachvollziehbar. Die kleinen Flauschis aber so leblos am Strand zu sehen, ist schon recht herzzerbrechend.
Cabo selbst ist ein ganz, ganz spezielles Fischerdörfli. Es steht unter absolutem Denkmalschutz, geniesst keine Stromversorgung und ist auf den ersten Blick ein absoluter Hippie-Himmel. Auf den zweiten kann sich da hier nur ein superreicher Hippiel leisten, so ist alles wirklich exorbitant teuer. Kein Wunder, kann sich hier kaum einer eine Übernachtung leisten. Falls man aber gut Cash besitzt, würde ich jedem empfehlen, im Sommer eines der kleinen herzigen „Tiny Houses“ zu mieten. Der Strand und die Gegend ist wunderschön wild, unberührt und man kann sogar surfen. Yes please. Nachts sorgt der Leuchtturm dafür, dass es doch noch etwas Licht gibt. Und dass man nicht per Zufall über einen der tausenden Seelöwen stolpert.